Donnerstag, 5. Februar 2015

Kreuz Jesu die einzige Deutung



Außer dem Kreuz Jesu gibt es keine überzeugende Erklärung zu Jesaja 53!
Jesaja 53 ist ein ganz besonderer Text. Er hat viele Jahrhunderte hindurch den Leuten Probleme bereitet, die ihn auf ihre aktuelle Situation beziehen wollten. Das war zu einer Zeit, als noch niemand an das Christentum dachte. Kein Text nützt nämlich etwas, wenn man ihn nicht auf die jeweilige Situation beziehen kann, in der man lebt. Viele prophetische Texte des hebräischen Teils der Bibel wurden als ein Bestandteil ihrer Zeit immer wieder der aktuellen Situation angepasst. Man merkt das besonders an den Übersetzungen, denn jede Übersetzung spiegelt auch das Verständnis des Übersetzers wieder. Es ist unmöglich zu übersetzen, ohne dass auch gleichzeitig die Deutung einfließt. Eine „wörtliche“ Übersetzung bei alten Texten ist eine Illusion. Ergänzungen sind erforderlich, um eine flüssige Übersetzung zu bieten. Es ist die Aufgabe des Übersetzers, den Sinn des Textes genau zu treffen, den er nun seinen Hörern oder Lesern mitteilt. Als die Schriften des griechischen Teils der Bibel, bei uns bekannt als Neues Testament, verfasst wurden, lag schon eine Übersetzung der hebräischen Bibel in der griechischen Sprache vor. Sogar ihre Entstehung war schon mit Legenden überwuchert. Deshalb ist ist die alte griechische Übersetzung des hebräischen Textes als „Septuaginta“ bekannt geworden. Angeblich haben 70 Übersetzer den Text übersetzt, ohne dass man Unterschiede bei ihren Übersetzungen feststellen konnte. Septuaginta ist das lateinische Wort für 70.
   Von Gegnern des Christentums wird das Kreuz als Deutung zu Jesaja 53 mit aller Entschiedenheit bestritten. Doch schon die Septuaginta konnte den Text nicht richtig zuordnen, wie man es an ihrer Übersetzung merkt. Als diese Übersetzung nämlich angefertigt wurde, dachte noch niemand an das Kreuz Jesu, das erst in der Zukunft grausame Realität wurde. Diese Deutung wollen aber weder Juden, soweit sie sich nicht zu Jesus als Messias bekennen, noch Muslime akzeptieren. Der Text ist aber in seiner Aussage nicht anders zu verstehen. Die Deutung der Juden, die im Mittelalter aufkam, in dem Knecht das Volk Israel zu sehen, ist schon wegen Vers 8 („vom Treuebruch meines Volkes ein Schlag für ihn“) unmöglich. Der Knecht kann sich doch nicht selber einen Schlag zufügen, wie es aber erforderlich wäre, wenn der Knecht der Repräsentant  des Volkes wäre.
Wenn man redlich den Text befragt, ist er in sich  geschlossen und seine Aussage klar. Jesus hat Sünde und Krankheit an seinem Kreuz getragen. So ist der Text eindeutig und klar deutbar. Eine redliche Deutung darf aber Sünde und Krankheit nicht auseinander reißen, wie es manchmal gemacht wird: Vergebung der Sünde in der Gegenwart, Heilung in der Zukunft bei der Parusie Jesu. Die Beschränkung auf die Leute, die Jesus während seines irdischen Dienstes geheilt hat, greift auch nicht. Im 1.Brief des Petrus wird Jesaja 53 zitiert. In 2,15 ist eine Abweichung eingebaut: Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Die Leser werden direkt angesprochen. Nach 1,8 schreibt er an Leute, die Jesu nie gesehen haben. Es können also keine von denen gewesen sein, die er während seinem irdischen Dienst geheilt hat. Vergebung von Sünden lässt sich leicht behaupten, da es nicht sichtbar ist. Heilung ist am Körper spürbar. In Vers 4 ist das „Tragen der Krankheit“ eindeutig gesagt. Wenn das angeblich nur für die Menschen gilt, die er während seines irdischen Lebens geheilt hat, wieso wird die Sündenvergebung für die Gegenwart ausgesprochen? Weil man sie nicht sieht und die Aufhebung der Sünde nicht überprüft werden kann? Das ist sehr bequem, aber genau so wenig überzeugend. Sünde und Krankheit gehören zusammen wie siamesische Zwillinge. Wer keine Krankheit heilen kann, kann auch keine Sünden vergeben. Eine einfache Frage: Woran erkennt man das Recht zur Sündenvergebung, wenn keine Heilung vermittelt werden kann? Das ist ein ganz simpler Umkehrschluss aus Markus 2, 10. Sünde und Krankheit sind vor 2000 Jahren an das Kreuz geheftet worden und damit beseitigt. Auch Krankheit hat kein Recht mehr an denen, die mit Jesus am Kreuz gestorben sind. Das ist jeder, der aufrichtig an ihn glaubt. Das galt den Menschen vor 2000 Jahren, aber erst recht gilt es heute. Sonst braucht man auch nicht in der Bibel zu lesen, weil sie heute keine Bedeutung mehr hat. Doch Jesaja 53 verspricht Vergebung von Sünde und Heilung von Krankheit. Damit ist es mehr Evangelium (=„Gute Nachricht") als jeder Text aus dem Neuen Testament, denn dort wird nur die Erfüllung des Textes beschrieben.

Auf eine Besonderheit in Jesaja sei aufmerksam gemacht. Manchmal wird sie als Argument angeführt, den Text zu verändern, aber gerade dadurch, dass die Besonderheit hier fehl am Platz ist, bestätigt sie sich! Damit hatte schon die Septuaginta, die oben erwähnt ist, ihre Probleme. Gemeint ist die Opferterminologie. „Entstellt" in 52,14 ist ein Wort, das in 3. Mose 22, 25 für ein untaugliches Opfertier gebraucht wird. Mit „besprengen" in 52, 15 konnte die Septuaginta nichts anfangen und ersetzte es durch „erstaunen machen". Denn nach 3. Mose 16 soll Aaron Blut (!) des Opfertieres an den Altar sprengen, damit die Israeliten am Versöhnungstag entsühnt werden. Durch das Blut Jesu sind die gereinigt (vergleiche 1.Petrus 1,2 und Hebräer 12,24), die an ihn glauben. Der Vergleich mit dem Lamm in Vers 7 verweist auf 1. Mose 22, 8, wo bei der Opferung des Isaak sein Vater Abraham ihm prophezeit, dass sich Gott ein Lamm zur Schlachtung „ersehen“  wird. In 2. Mose 12, 5 und 46 wird damit das Lamm beim Passafest (unserem Ostern!) bezeichnet. Jesu Kreuzigung wird an Karfreitag gedacht und Ostern ist mit der Auferstehung verbunden. Passa und Ostern sind ja verschiedene Bezeichnungen für dasselbe Fest.  Nach Vers 10 gibt der Gottesknecht seine Seele als Schuldopfer. In 3. Mose 5,14-26 und 7 wird das Opfertier als „Schuldopfer“ bezeichnet.  Damit ist die Opferterminologie in Jesaja 53 durch die mehrfache Verwendung gegenseitig gestützt und kann nicht entfernt werden, ohne den Text zu vergewaltigen. Unser Opferlamm, Jesus Christus, ist eben genau hier beschrieben und nur er und kein anderer kann diesen Text erfüllen.

Sonntag, 1. Februar 2015

Programm



Bei dem Bezug von Jesaja 53 zum Kreuz Jesu werden mir viele Christen zustimmen können.
Viele Alttestamentler werden die Beziehung abstreiten, weil das Verständnis des Wortes „wissenschaftlich“ schon viele Türen zuschlägt. Es ist auch recht einfach: Wenn es keine Prophetie gibt, kann es keinen Text geben, der ein zukünftiges Ereignis beschreibt. Aber das ist nicht das Problem des Textes, sondern das Problem der Leute, die auf ihre Weise auch „glauben“. Sie glauben an die Möglichkeit, nicht zu glauben.
Viele von den Christen werden auch nicht mehr mit mir einer Meinung sein, wenn ich Sünde und Krankheit am Kreuz ablege und es als Zusage gerade für unsere Gegenwart ansehe. Sündenvergebung nehmen viele Leute auch für die Gegenwart in Anspruch, aber die Heilung wird auf die irdische Existenz Jesu begrenzt. Ich bin entschieden anderer Auffassung, aber das werde ich später begründen.
Zunächst einmal werde ich einen Schwerpunkt auf die Untersuchung des hebräischen Textes legen. Es kommt mir darauf an, es so zu tun, dass auch nicht Sprachkundige dem folgen können. Der andere Schwerpunkt ist, dass der Text in seiner vollen Radikalität belassen wird. Es geht mir nicht darum, „Recht“ mit meiner Meinung zu haben, sondern ich will den Text selber für sich reden lassen. Wenn ich damit zwischen allen Stühlen sitze, werde ich es auch akzeptieren. Meine in vielen Jahren gewonnene Meinung ändere ich nur dann, wenn ich andere Argumente einsichtig finde.
Für die nächste Zukunft wird mein Programm so aussehen, dass ich Jesaja 52,13 bis 53,12 versweise angehe. Oft werde ich es durch einen Exkurs unterbrechen, wobei ein bestimmter Gedanke durch Aussagen der Bibel untermauert wird.